Ästhetische Modulation affektiver Valenz. Die Lust am Ekelhaften, Traurigen und Ärgerlichen in der ästhetischen Erfahrung


Abstract
Kunst gelingt es häufig, negative Emotionen Teil einer lustvollen Erfahrung werden zu lassen. Das Projekt versucht experimentell Evidenz für dieses scheinbar paradoxe Phänomen zu liefern. Woher rührt die Lust am Ekel im Horrorfilm? Weshalb geben sich viele Zuschauer genießend den traurigen Momenten des Melodrams hin? Warum kann unter den künstlerischen Voraussetzungen einer Theaterperformance sogar Ärger lustvoll erlebt werden? Kurzum: Warum bereiten uns negative Emotionen in der Kunst häufig Vergnügen? Unser interdisziplinäres Forschungsprojekt geht diesen scheinbar paradoxen Fragen auf den Grund. In einer Reihe von psychologischen Experimenten werden wir den Effekt der "ästhetischen Modulation affektiver Valenz" anhand der negativen Emotionen Ekel, Traurigkeit und Ärger empirisch zu untermauern versuchen. Gegenstand der Untersuchung werden so unterschiedliche künstlerische Praktiken wie Fotografie, Film, Theaterperformance und Kunstinstallation sein. Dabei erheben wir behaviorale und physiologische Maße. Neben Fragebögen und peripherphysiologischen Messungen kommen auch neurowissenschaftliche Methoden (fMRT) zum Einsatz. Indem wir die Ergebnisse unserer Experimente mit der komplexen, bis zu Aristoteles zurückreichenden ästhetischen Debatte in den Geisteswissenschaften zusammenführen, versuchen wir das Paradox der Lust an negativen Gefühlen in der ästhetischen Erfahrung aufzulösen. Unsere Befunde könnten wichtige Anstöße für die derzeit in der empirischen Psychologie und der analytischen Philosophie geführte Debatte um "ästhetische Emotionen" liefern.